• Veröffentlicht am April 1, 2024 9:20 am
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    Die Pfarre in der Nachkriegszeit In den 1960er Jahren hatte sich ein reiches Pfarrleben entwickelt. Dazu Zählten die Katholische Arbeiterjugend, die Katholische Jugend, die Jungschar, Firmgruppen und Ministranten, die Katholische Arbeitnehmerbewegung, die Katholische Männerbewegung, das Kontakt-Café, Bibel- und Seniorenrunden, die Legio Mariae u. a. Die Politik der Öffnung der katholischen Kirche durch Papst Johannes XXIII. sowie das von ihm einberufene Zweite Vatikanische Konzil (1962–1965) hatte eine Aufbruchstimmung bewirkt. Auch Pfarrer Weiß standen Kapläne zur Seite, doch sollte er der letzte ortsfeste Seelsorger sein, der auf solche Hilfe zählen konnte. 1965 wurden in der Pfarrkirche gemäß den neuen liturgischen Instruktionen erstmalig ein Volksaltar aufgestellt, die Kirche aber war längst zu klein geworden. Nach langen Planungen wurde im November 1968 der größere Teil der alten Pfarrkirche abgetragen, um einen neuen Kirchenbau nach Plänen des Architekten Prof. Georg Lippert Platz zu machen. Die Gesamtkosten waren mit 5 millionen Schilling veranschlagt. Während der Bauzeit wurden die Gottesdienste im Pfarrheim gefeiert. Die Kirchweihe durch Erzbischof-Koadjutor Dr. franz Jachym fand am 28. Juni 1970 statt. Franz Weiß Franz Weiß wurde 1903 in Dörfl bei Kirchberg am Wagram geboren und 1934 zum Priester geweiht. Unmittelbar danach kam er als Kooperator nach Pernitz. Von 1937 an wirkte er als Kaplan in Purkersdorf und Wien Rudolfsheim, bis er 1941 als Administrator nach Pernitz zurückkam, wo er ein halbes Jahrhundert lang segensreich wirkte. Von 1965 bis 1979 war Pfarrer Weiß auch Dechant des Dekanates Piesting. 1991 trat Franz Weiß mit 82 Jahren in den Ruhestand, er hatte der Pfarre 53 Jahre lang als Priester gedient, länger als jeder andere Seelsorger seit der Gründung der Pfarre. 48 Jahre lang hatte er auch Generationen von Pernitzern in Religion unterrichtet. Pfarrer Weiß blieb als Pensionist in seiner Wahlheimat Pernitz und feierte als Konzelebrant Gottesdienst mit, zuletzt beim Kirchweihfest 1999 anlässlich seines 65-jährigen Priesterjubiläums. Als Konsistorialrat Franz Weiß, Ehrenbürger der Gemeinden Pernitz und Waidmannsfeld, am 8. Mai 2001 im Landespflegeheim Gutenstein im Sterben lag, fragte er: Wann komm ich endlich hinauf? Man sagte ihm, dass, wenn es ihm besser ginge, er wieder in sein Krankenzimmer käme. Darauf er: Ich will nicht morgen in mein Zimmer, ich will jetzt in den Himmel! Dann sagte er noch einmal Danke für alles! und verschied. Seine sterbliche Hülle wurde im Priestergrab des Pernitzer Friedhofs bestattet. Auf seiner Parte stand: Über die Grenzen der Pfarre hinaus wurde er wegen seines freundlichen und bescheidenen Wesens sowie seines seines guten Verhältnisses aller Menschen gegenüber, gleich welcher Religion und Weltanschauung, sehr geschätzt. Er war ein tief gläubiger Mensch und immer gerne Priester. Mit der Erinnerung an Pfarrer Weiß untrennbar verbunden sind seine Langjährige Haushälterin Anna Thurner (†2007) sowie Magdalena Schwarz (†2003), genannt Frau Magda, die seit 1939 als Seelsorgehelferin, Religionslehrerin, in der Pfarrkanzlei, als Mesnerin, bei der Caritas und im Pfarrgemeinderat so präsent war, dass „Schwarz-Weiß“ jahrzehntelang das Pernitzer Pfarrleben dominierte. Tertio millenio advenierte Das dritte Jahrtausend kommt auf uns zu, so nannte Papst Johannes Paul II. seine Enzyklika zur Vorbereitung auf das Heilige Jahr 2000. Im Letzten Jahrzehnt des zweiten Jahrtausends war Mag. Mario Böhrer Pfarrer von Pernitz. Pfarrer Böhrer, der als volksnaher Hirte rasch guten Kontakt zu den verschiedensten gruppen der Gemeinde hergestellt hatte, schrieb seinen Namen auch als großer Baumeister in der Pfarrgeschichteein: Aus liturgischen Gründen nahm er die Umgestaltung der beiden Altarinseln in der Pfarrkirche in Angriff. Auch bei der Renovierung des Pfarrhofes scheute er weder Kosten noch Mühen. Als letztes Großprojekt überwachte er die vom Pfarrgemeinderat gemeinsam mit den drei politischen Gemeinden des Pfarrgebietes durchgeführte Generalsanierung des Pfarrheimes. Unter Pfarrer Böhrer gab es die ersten weiblichen Messdiener in Pernitz. Die Flurdenkmäler waren diesem Pfarrer ein Anliegen und er segnete viele von ihnen, so sie renoviert oder neu errichtet wurden. Pfarrer Böhrer wechselte 2003 in eine neue Pfarre, er ging von Pernitz nach Ternitz. Am 1. Oktober 2003 übernahm daher Mag. Alexander Lagler die Pfarre. Die besonderen Anliegen dieses Priesters waren die Liturgie, das geistliche Leben sowie die Weiterbildung der Mitarbeiter und der Pfarrbevölkerung. Er war bemüht, etwa durch die Mitwirkung am Mitteleuropäischen Katholikentag 2004, die Pfarre im größeren Horizont der Diözese und der Weltkirche zu sehen. Es gab jedoch Meinungsverschiedenheiten mit Teilen der Pfarrgemeinde, woraufhin Pfarrer Lagler ende 2007 sein Amt zurücklegte. Daraufhin wurde die Pfarre Mag. Paul Jachim im Rahmen der Dreipfarrengemeinschaft Waidmannsfeld, Pernitz, Scheuchenstein mitbetreut. Pfarrer Jachim wird der Bevölkerung durch von ihm gesetzten neuen Akzente in der feierlichen Gestaltung der Gottesdienste des Kirchenjahres in Erinnerung bleiben. Am 1. September 2010 übernahm der Servitenkonvent vom Gutensteiner Mariahilfberg die Pfarre. Seit damals ist p. Klemens M. Feiertag nicht nur der Pfarrer von Gutenstein und Kirchendirektor am Mariahilfberg, sondern auch der Moderator der Pfarre Pernitz. Erzbischof Dr. Christoph Kardinal Schönborn kündigte im September 2012 den warscheinlich größten strukturellen Umbau in der Erzdiözese Wien seit Kaiser Joseph II. an. Viele der 660 Pfarren der Erzdiözese Wien sollen in den nächsten Jahren ihre Eigenständigkeit verlieren, zu sogenannten Filialgemeinden werden, in denen Wortgottesdienste stattfinden, während die Gläubigen zur Sonntagsmesse in die nächste Zentralkirche des Pfarrverbandes kommen sollen. Vordergründig mag dies als Folge eines Priestermangels gesehen werden. Vergleicht man jedoch das Verhältnis von Priestern zu regelmäßigen Kirchgängern einst und jetzt, könnte man sich auch fragen, ob man heute nicht besser von einem Gläubigermangel sprechen sollte. Agonostizismus, Relativismus und Hedonismus haben breite Schneisen in die Reihen der Christen geschlagen, das Zweite Vatikanische Konzil hat nicht zu der erhofften Vertiefung des Glaubens geführt und für die angestrebte Neuevangelisierung Europas gibt es kaum Anzeichen. Wie auch immer sich die seelsorgliche Situation in Pernitz in Zukunft gestalten wird, als sicher kann gelten, dass sich eine Entwiklung, die in der zweiten Hälfte des 20. Jh. begonnen hat, fortgesetzt wird: Die Rolle der Laien wird für den Fortbestand der Kirche immer wichtiger werden.

  • Veröffentlicht am April 1, 2024 9:19 am
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    Große Veränderungen Zu Beginn des 20. Jh. wurden die schon im letzten Jahrhundert begonnene Modernisierung der Gemeinden fortgesetzt: 1904 wurden in Pernitz die ersten Hochquellwasserleitungen in Betrieb genommen, das Jahr 1908 sah die Elektrifizierung und die Anlegung eines neuen Friedhofs, um 1911 wurde erstmals ein Flugzeug bestaunt und 1914 wurde in Pernitz das erste Kino eröffnet. Auf Pfarrer Erasmus Hofer, der im Jahr 1903 jung verstarb, folgte Franz Dvořak.  Er hatte die Fähigkeit, die Notlage der Menschen zu erkennen und sie zu erleichtern. Er war stets milde und nachsichtig und auch ehrlich fromm, heißt es über ihn. Pfarrer Dvořak hatte das Glück, dass ihm während seines über drei Jahrzehnte dauernden Wirkens in Pernitz auch eine Reihe tüchtiger Kooperatoren zur Seite stand. Im Jahr 1903 wurden außerdem in Feichtenbach mit dem Bau des Sanatorium Wienerwald begonnen, das bald medizinischen Weltruhm genoss und zu einem wichtigen Arbeitgeber für die Bevölkerung wurde. Im Ersten Weltkrieg hatte die Pfarre über 60 Gefallene zu beklagen. In der zweiten Dekade änderten sich noch einmal die Grenzen der Pfarre Pernitz: 1922 wurden die Häuser auf dem Kreuth von der Pfarre Furth losgelöst und eingepfarrt. (Der obere Steinwandgraben und das Ebeltal kamen noch 1929 von der politischen Gemeinde Muggendorf zum Gemeindeverband von Furth). Die bedeutendste Änderung fand jedoch 1925 mit der Einpfarrung Neusiedls statt. Wenn die sumpfigen Wiesen nicht gerade wieder einmal überschwemmt waren, war der Weg zur Pfarrkirche in Pernitz für die Neusiedler Bauern bei weitem angenehmer als jener über die Ochsenheide zur Waidmannsfelder Kirche, der sie rechtlich angehörten. Daher hatten sie sich seit langem nach Pernitz orientiert und die alte Pfarr- und Bistumsgrenze der Piesting unbekümmert überschritten, doch wusten die Pfarrherren von Waidmannsfeld lange Zeit den Verlust ihrer seelsorgerlichen und materiellen Ansprüche zu verhindern – bis eben 1925. Ab 1. März wurde das Dorf Neusiedl eingepfarrt nach Pernitz. Die Einpfarrung wurde von der Einwohnerschaft lebhaft begrüßt, vermerkt der Lehrer in der Schulchronik von Neusiedl. Auch dadurch, und durch die stetig steigende Bevölkerungszahl von Pernitz selbst, war die Pfarrkirche aber zu klein geworden. Pfarrer Dvořak sammelte daher Holz von den Bauern und Geld für eine Erweiterung der Kirche, doch wurde das gespendete Geld später durch die Inflation infolge der Weltwirtschaftskrise vernichtet. Da es keinen entsprechenden pastoralen Rahmen für die Jugend gab, gründete der umtriebene Kooperator Ignaz Wiesböck (ᴾ1918–1933) bereits im Jahr 1919 die Katholische Jungmannschaft. Innerhalb dieser formierte sich auch eine Blaskapelle mit 25 Burschen, aus der später die Pernitzer Musikkapelle hervorging. Zur Seite gestellt wurde der Jungmannschaft der Katholische Mädchenbund. Doch ohne ein geeignetes Versammlungslokal war die Jugendarbeit nur schwer zu bewältigen. So wurde schließlich der Plan gefasst, auf einem Teil des ehemaligen Friedhofs ein Jugendheim zu errichten. Im Sommer 1923 wurde mit dem Bau begonnen. Der Architekt Richard Merz hatte einen repräsentativen, mehrteiligen symetrisch und harmonisch auf die Mitte gestaffelten Bau geplant, der klassische Elemente und solche des Heimatstils verbinden sollte. Die beiden Eingänge wurden in turmartige Zwickelteilen mit Haubendach angelegt. Im zentralen Bühnensaal wurde auf Ständern eine umlaufende Balkonempore errichtet. Alle Schüttungen, Flächenbetonierungen, die Bühnen-, Galerie- und Deckenkonstrucktion, die Stuckarbeiten und fast der ganze Bodenbelag wurden von vielen fleißigen Helfern in Eigenregie geschaffen. Trotz der wirtschaftlichen Not jener Zeit gab es sehr viele Materialspenden. Allen finanziellen Schwierigkeiten zum Trotz konnte der Saal zu Sylvester 1931 eröffnet werden. Die Jugendvereine führten Instrumentalmusik und Gesangsvorträge ernsten und heiteren Charakters auf, die Stimmung war großartig – der Saal aber bereits zu klein. Erst im Jahr 1935 konnte der Außenverutz durchgeführt werden, am 18. August dieses Jahres erfolgte schließlich die Einweihung durch Theodor Kardinal Innitzer. Ein großes Ziel hatte die Menschen geeint und die Gläubigen dankten es dem himmlichen Beistand, dass mitten in der Zeit der Weltwirtschaftskrise ein Bau mit einem Wert von 200.00 alten Schilling fertiggestellt werden konnte, der Pernitz den Ruhm einbrachte, das schönste, größte und praktischste Pfarrheim der Diözese zu besitzen. 1934 wurden darin eine Bücherei und 1935 ein Pfarrkindergarten eingerichtet. Die Einwohnerzahl der Gemeinde Pernitz hatte sich binnen weniger Jahre verdoppelt: 1917 zählte man 957 Einwohner, im Jahre 1934 waren es bereits 1931 Menschen. den rund 12 Prozent Erwerbstätigen in der Land- und Forstwirtschaft standen nun 55 Prozent gegenüber, die in Industrie und Gewerbe arbeiteten. Der Gegensatz zwischen der autochthonen, bäuerlich geprägten Bevölkerung und den Arbeitern der Papierfabrik Ortmann wurde zunehmend spürbar. Mitte der 1920er-Jahre lieferte das prosperierende Werk 38 Prozent des weltwieten Bedarfs an Dünn- und Krepppapieren. Um die Jahrhundertwende hatte die Familie Bunzl viele Gastarbeiter aus Böhmen hier angesiedelt, die sich trotz der Bemühungen der Pfarrer nur langsam integrierten. Obwohl die Ortmanner Arbeiter sehr gut behandelt wurden und viele Vergünstigungen genossen, fanden sozialistische und kommunistische Ideen unter ihnen viele Anhänger. 1927 war in Neusiedl ein Volksheim erbaut worden und die Jugend konnte der Sozialistischen Arbeiter-Jugend, den Jungfalken oder den Roten Falken beitreten. Papst Leo XIII. hatte sich bereits 1891 mit seiner bahnbrechenden Enzyklika Rerum novarum zum Fürsprecher der Arbeiter gemacht, doch noch in der Jubiläumsenzyklika Quadragesimo Anno von 1931 heißt es: Der Sozialismus, gleichviel ob als Lehre, als geschichtliche Erscheinung oder als Bewegung … bleibt mit der Lehre der katholischen Kirche immer unvereinbar. Andererseits waren selbst für viele gemäßigte Sozialisten alle Priester, so sie sich nicht am Klassenkampf beteiligten wollten, Todfeinde des Volkes, während Kommunisten und Illegale, die Anhänger der seit 1933 verbotenen NSDAP, sich vornahmen, bald Jagt auf die Pfaffen zu machen. Pfarrer Dvořak war inzwischen alt und schwer krank, sodass ein Provisor die Pfarre leiten musste. 1933 war dies Wiesböcks Nachfolger, Kooperator Johann Kubessa, im Jahr darauf dann Theodor Blieweis (1906–1981), der als Kooperator der Pfarre Schwarzau seit 1931 im Pernitzer Pfarrhof wohnte. Ausgerechnet im Bürgerkriegsjahr 1934 und ohne jegliche finanzielle Mittel fasste Blieweis den aberwitzigen Gedanken, den Ortmanner Arbeitern eine Kirche gleichsam vor die Nase zu setzen, um sie für den Glauben zurückzugewinnen, und gegen alle Wiederstände setzte er dieses Vorhaben in nur zwei Jahren um. Großzügige Unterstützung erfuhr das Bauvorhaben von Fabriksdirektor Hugo Bunzl, der außerdem versprochen hatte, dafür zu sorgen, dass in der Fabrik keiner mehr wegen seiner Überzeugung angestänkert oder wegen eines Messbesuchs eine ganze Woche lang verspottet würde. Mit einem großen Kondukt geleiteten die Pernitzer den am 30. März verstorbenen Pfarrer und Geistlichen Rat Franz Dvořak auf den Friedhof. Sein Nachfolger, der am Vorabend der Einweihung der Marienkirche in Pernitz eintraf, war Pfarrer Joseph Ernst Mayer (ᴾ1936–1941). Dieser war ein tüchtiger Seelsorger voller Energie, der nach dem Anschluss an das Deutsche Reich 1948 bald Schwierigkeiten mit den neuen Machthabern bekam. Die Enteignung des Jugendheimes konnte er verhindern, doch durfte es nicht mehr genutzt werden, alle katholischen Verbände wurden ohnehin aufgelöst. Die tausend Bände der Bücherei wurden konfiziert und vernichtet, der Kindergarten muste der Nationalsozialistischen Volksfürsorge übergeben werden. Pfarrer Mayer ließ sich jedoch nicht einschüchtern. Er Eröffnete für die Gemeindearbeit eine Kapelle im Kuhstall des Pfarrhofes und eine in Feichtenbach und in Thal. Er kämpfte dafür, dass das Geläute der Neusiedler Dorfkirche weiterhin ertönen dürfe und er führte den von seinem Vorgänger begonnenen Pfarrbrief weiter. Im März 1939 erhilt er einen Brief aus Berlin: Der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda erteilt dem kleinen Landpfarrer einen scharfen Verweis und ersucht, in Zukunft derartige Beanstandungen zu vermeiden. Besonders verärgert hatte die Nazis, das Mayer im Pfarrbrief an einen für sie peinlichen Vorfall erinnert hatte, dass nämlich Adolf Hitler für Edda, die Tochter Hermann Görings, Taufpate geworden war, das beweise doch, dass der Führer die christliche Religion keineswegs so ablehne, wie manche meinten. Da der Pfarrer auch weiterhin seine Meinung sgte, musste er im Mai 1941 schließlich Folgendes selbst verkünden: Der Pfarrer muß über Anordnung der Gestapo am 31.Mai das Gebiet der Ostmark verlassen. Auf Vorschlag des Pfarrers wurde der frühere H. H. Kaplan Franz Weiß zum Administrator d. Pfarre ernannt. Der Pfarrer ermahnt die Gläubigen, ruhig und besonnen zu bleiben und sich zu keinen unüberlegten Äußerungen hinreißen zu lassen. Auch Kaplan Leopold Schöfbeck (1909–1946) hatte sich dem Regime widersetzt und war kurzfristig sogar in Gutenstein in Haft genommen worden. Pernitz muss daher nicht nur als ein Zentrum des politischen Widerstandes gegen die Nationalsozialisten gesehen werden, sondern auch als Beispiel für den mutigen Widerstand von kirchlicher Seite. Ab Juni 1941 führte also Franz Weiß die Pfarre, der Pernitz bereits aus seiner Zeit als Kooperator 1934 bis 1937 kannte. Im Pfarrgebiet lebten damals 3516 Katholiken, 131 evangelische und andere Christen, 476 Gottesgläubige und 2 Juden. Als gegen Ende des Krieges im April 1945 Pernitz Frontgebiet war, hatte eine Kampfgruppe der SS mit 11 Lastkraftwagen im Pfarrhof Quartier bezogen. Am Kirchenplatz standen sechs Panzer und Maschienengewehrstellungen. Diese wurden zum Ziel sowjetischer Luftangriffe, doch wie durch ein Wunder blieben Kirche und Pfarrheim verschont, der Pfarrhof jedoch wurde arg in Mitleidenschaft gezogen. Pfarrer Weiß versteckte die Kirchenbücher und Kelche in Thal und hielt dort Gottesdienste im Freien. Mit dem Allerheiligsten im Rucksack besuchte er die Leute im Schwiglhofer-Keller, im Au-Bunker und im Keller von Rieglhof in Thal. Als er nach den letzten Schüssen aus dem Au-Bunker kam, lagen tote Soldaten in der Kirche und im Pfarrhof. Noch im Mai räumte er auf Anraten des Oberbürgermeisters von Pernitz, Neusiedl und Muggendorf Ing. Hans Mayer mit der Pfarrjugend das Pfarrheim auf und verhinderte dadurch, dass es in die Verwaltung der sowjetischen Besatzungsmacht kam. 1946 wurde Franz Weiß als Pfarrer von Pernitz bestätigt, im Jahr darauf rüstete die Pfarre zu ihrer 500 Jahresfeier. Pfarrkirche, Heim, Pfarrhof, die alte Friedhofskapelle und die Sebastianisäule am Kirchenplatz, das alles in den Kriegstagen schwer gelitten hatte, war in langer, mühevoller Arbeit wieder in Ordnung gebracht worden und bot einen schönen Rahmen für die Festlichkeit. Joseph Ernst Mayer wurde am 25. Februar 1905 in Wien geboren. Beim frühen Tod seiner Mutter – der Vater war im Krieg – wurden die drei Kinder auf die Großeltern aufgeteilt, was häufige Wohnorts- und Schulwechsel mit sich brachte. Nach der Matura am Gymnasium Hollabrunn studierte Joseph Ernst Theologie in Wien. Prägend war für ihn die Mitgliedschaft im Bund Neuland. Nach seiner Priesterweihe 1929 wirkte er als Kaplan in Wiener Neustadt und Wien und ab 1936 als Pfarrer in Pernitz, bis ihn die Nationalsozialisten 1941 in die Verbannung schickten. Nach dem Krieg kehrte J. E. Mayer nach Österreich zurück und leitete ab 1946 über 30 Jahre lang die Pfarre Hetzendorf in Wien XII. Er schrieb zahlreiche Bücher und trieb die liturgische und pastorale Erneuerung voran. Kardinal König würdigte ihn später als einen Wegbereiter jener Ideen, denen das Zweite Vatikanische Konzil zum Durchbruch verhalf. Als er auf dem Liturgischen Kongress in Mainz 1964 die Messe in deutscher Sprache forderte, entzog ihm Bischof Volk das Wort, erteilte es ihm jedoch wieder, als die rund 2300 Zuhörer in Sprechkchören Weiterreden! Weiterreden! forderten. 1978 wurde ihm vom Papst Paul VI. die Ehrenprälatwürde verliehen. Im Juni 1989 konnte Prälat Mayer sein diamantenes Priesterjubiläum feiern. In seiner Pension wirkte er journalistisch weiter, unter anderem als Kolumnist der Wiener Kirchenzeitung. 1997 erschien sein letztes Buch Zur Liturgie von heute und morgen, im Jahr darauf, am 11. Dezember 1998, verstarb er in Wien. Der von ihm gestiftete Ewig-Lich-Leuchter in der Pfarrkirche Pernitz erinnert die Pernitzer an diesen mutigen Hirten.

  • Veröffentlicht am April 1, 2024 9:18 am
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    Aufbruch in die moderne Zeit Auch für die Bevölkerung von Pernitz, Muggendorf und Neusiedl stellte die Mitte des 19. Jh. damit eine bedeutende Zäsur dar. Eben herrschten noch aus dem Mittelalter stammende Herrschafts-, Verwaltungs- und Rechtsstrukturen, und Land- und Waldwirtschaft wurden nach alter Sitte betrieben. Die zweite Hälfte des Jahrhunderts jedoch nahm als eine Zeit der rasanten Industrialisierungund großen sozialer Veränderung bereits das folgende Jahrhundert vorweg. Das kirchliche Leben hingegen war noch von Kontinuität geprägt, weil Pfarrer Eduard Dietrich fast vier Dekaden lang (1848–1889) die Pfarre betreute. Jahrzehntelange Erfahrung spricht aus Einträgen in der Pfarrchronik wie diesem: Schwerhörige Leute werden an Sonn- und Feiertagen, und wo sonst mehr Beichtleute sind, zur H. Beicht nicht angenommen. Pfarrer Dietrich brachte bereits 1853 die Volksmission nach Pernitz, bisweilen musste er die Pernitzer aber auch ermahnen: Es ist schon so oft und nachdrücklich auf die allerhöchsten Gesetzte aufmerksam gemacht worden, daß während des Gottesdienstes alle Geschäfts-, Amts- und Wirtshäuser geschlossen sein müssen. Nach der gestrigen wiederholt gehabten traurigen Erfahrung vom Gegentheil, davon, daß trotz aller pfarr-väterlichen Bitten und Vorstellungen, trotz aller kaiserlichen Gesetzte die Wirtsstuben unter dem Gottesdienst dennoch gesteckt voll sind, sieht sich die Pfarre … zu einer Anordnung gezwungen. Die Anordnung bestand darin, die Predigt ab sofort direkt auf das Evangelium folgen zu lassen, wobei der Pfarrer daran erinnerte, dass der Gnaden des Gottesdienstes verlustig ginge, wer einen Hauptteil der Heiligen Messe, wozu auch diese Teile zählten, versäume. Etwas später konnte der Pfarrer notieren: Gott sei Dank! Diese Anordnung hat doch die Nachlässigen mit mehr Eifer erfüllt, zurecht d. i. gleich zum Anfang des Gottesdienstes zu Kommen, um auch den ersten Segen zu bekommen – und in der Predigt sind jetzt immer viel Leute. Für die bisher Verstockten wird gebetet. Pfarrer Dietrich war aber bei den Pernitzern beliebt. Sie ließen es sich nicht nehmen, mit ihrem Pfarrer 1863 dessen 25. Priesterjubiläum zu feiern. Besonders entzückt waren die Anwesenden, als die Pernitzer Kinder als Soldaten und Marketenderinnen kostümiert in den Pfarrhof einzogen, um dem Pfarrer mit Holzgewehren und Gurkenfässchen ihr Aufwartung zu machen. Die Pernitzer Schule, von der Kirche gegründet und jahrhundertelang geführt, kam mit der Aufhebung der Schulpatronate 1865 in die öffentliche Hand. Bildung wurde endgültig zur Staatssache. Das Reichsvolksschulgesetz von 1869 erhöhte die Schulpflicht auf acht Jahre und begrenzte – ein enormer pädagogischer Fortschritt – die Klassergröße auf maximal 80 Schüler. Das Schulhaus ( an der Stelle Muggendorfer Straße 7) war zwar 1868 erweitert worden, wurde für die rasch wachsende Bevölkerung aber bald wieder zu klein, sodass schließlich 1899 das vierte Schulgebäude in Pernitz errichtet wurde: Die Kaiser Franz Josef Jubiläumsschule, Muggendorferstraße 15, dient bis heute als Volksschule. Schon 1838 war für die Kinder der Rotte Thal eine eigene Schule erbaut worden; 1874 wurde eine Filiale in Feichtenbach eröffnet, um die sich ein jahrelanger Streit entspann. Der Pfarrer hatte sich ausbedungen, dass die Bauern für den Katecheten eine eine wöchentliche Fahrgelegenheit nach Feichtenbach bereitstellen müssten. Aber in einem Protokoll vom 27. Februar 1875 erklärten die gefertigten Insassen von Feuchtenbach, dass es ihnen unmöglich sei, ein oder zweimal pro Woche eine Fahrgelegenheit zur Verfügung zu stellen: Erstens ist es ja aller Welt bekannt, was Feuchtenbach für ein armer Ort ist, zweitens haben wir uns durch den Schulbau auf viele Jahre hinaus in Schulden gesetzt, drittens sind durch die Ausschulung der Häuser in Oed u. auf der Mandling bedeutende Hilfsleistungen entgangen … stellen wir demnach die Bitte, daß auch in Hinkunft der Herr Lehrer den Religionsunterricht ertheilen dürfe … Ist dies jedoch unzulässig, u. sollte diesen unseren Mitteilungen kein Glaube oder Gehör geschenkt werden, so wären wir zu unserem Bedauern gezwungen, unsere Religion aufzugeben und uns confessionslos erklären zu müssen. Diese Drohung empörte die Geistlichen sehr. Der Landesbezirksschulrat Wr. Neustadt ersuchte das löbliche Pfarramt, unter Rückschluß der obigen Acten bald möglichst die schätzbare Wohlmeinung hieher abgeben zu wollen, auf welche Art diese Angelegenheit am entsprechendsten zu regln wäre. Die Behörde fand keine Lösung. Inzwischen stellte sich heraus, dass hinter der Eingabe weniger die Feichtenbacher Bauern standen, die zugaben, den Sinn des Wortes confessionslos gar nicht verstanden zu haben, sie hätten es mit confusionslos verwechselt, sondern der liberal gesinnte Kaufmann Josef Schnell. Pfarrer Ferdinand Just von Waidmannsfeld schrieb in einer Zuschrift an die Zeitung Das Vaterland: Die liberalen Ideen, welche bekanntlich in der Confessionslosigkeit gipfeln, beginnen bereits auf dem Lande in der bäuerlichen Bevölkerung, die bisher vom Gifthauche der modernen Aufklärung wenig inficirt schien, Anklang zu finden … ein bedenkliches Zeichen der bereits beginnenden Zersetzung des socialen Lebens … Der Pernitzer Bürgermeister Franz Karnitsch bemerkte darauf seinerseits in einem Leserbrief an die Neue Freie Presse trocken: Wenn früher sämtliche Kinder aus Feichtenbach nach Pernitz in die Schule gehen mussten, so dürfte sich die Zeitschrift Vaterland nicht wundern, dassdie Feichtenbacher dem Katecheten zumuten, den Weg einmal wöchentlich zu machen, Im übrigen unterrichte der brave Schullehrer auch das Fach Religion zur vollsten Zufriedenheit, wie die Prüfungen ergeben hätten. Die Pfarre war aber nicht gewillt, auch noch den letzten Einfluss auf das Schulwesen aufzugeben. Endgültig wurde der Streit erst 19 Jahre später beigelegt. Am Ende wurde der Schulgang des Pernitzer Kooperators doch entlohnt. Im Jahr 1870 ließ Pfarrer Dietrich den alten Friedhof rund um die Kirche auflösen und den Kirchenplatz planieren. Der Teil des Friedhofs westlich der Kirche wurde erweitert. Am 6. Oktober 1872 trat die Pfarre Gutenstein ab. Fünf Jahre später zählte man im Pfarrgebiet 1532 Katholiken, 11 evangelische Christen und 9 Juden. Der Wiener Büchsenmacher und Schwertfeger Fraz Jung, der in der ersten Hälfte des 19. Jh. in der Quarb eine Schleif- und Poliermühle gebaut hatte, verkaufte das Werk an Peter August Kruss und Ignaz Ortmann, der 1866 eine Kunstwollfabrik aufbaute. Vermutlich aufgrund mehrerer Schicksalsschläge verkaufte Ortmann das Werk 1885 an die Familie Brunzl, welche dessen Geschicke für lange Jahre bestimmen sollte. Die „Fabrik“ wurde allmälich zum bestimmenden Wirtschaftsfaktor der Gemeinde. In kurzer Abfolge erfolgten nun viele Schritte zur Entwiklung der Gemeinde: 1864 wurden eine Postexpedition, also ein Postamt eingerichtet. Für Wirtschaft und Fremdenverkehr sehr wichtig war der Bau der Eisenbahnlinie   Wittmannsdorf-Gutenstein   durch die Niederösterreichischen Südwestbahnen. Die Linie wurde 1877 in Betrieb genommen. Schon damals wurden Doppelstockwagen eingesetzt. Anfänglich durften die Züge die Maximalgeschwindigkeit von 12 km/h nicht überschreiten, worüber ein Redakteur der Presse spottete: Zwischen Waldegg sprangen Passagiere vom Zug herunter und einer lief vom letzten Wagen mit dem Zuge nach vorn, um den Locomotivführer zu einer Beschleunigten Fahrt zu ermuntern. Die Freiwillige Feuerwehr wurde 1886 gegründet, 1897 wurde ein k.k. Gendarmerieposten eingerichtet und 1899 wurde der Telefondienst aufgenommen; die Telefonnummer 1 erhielt das Gasthaus Singer. Bloß die 1894 von den Behörden angedachte Zusammenlegen der Gemeinden Pernitz Muggendorf und Neusiedl wurde nicht umgesetzt. Der junge und tatkräfte Pfarrer Erasmus Hofer (ᴾ1889–1903) begeisterte sich nicht nur für die Natur und die Berge, sondern ließ auch 1898 das Kirchenschiff neu errichten und um vier Meter verlängern. Ihn hatte gestört, wie sich das übermütige Jungvolk während der Messe im Vorbau der Kirche zusammendrängte. Zu diesem Jungvolk gehörte auch der 1889 in Pernitz geborene Dichter Bruno Ertler, der sich später an das Kaiserfest dieses Jahres erinnerte. Am Sonntag, den 28. August 1898 wurde das neue Kirchenschiff mit einem Festprogramm eingeweiht. Dieses begann um ) Uhr 30 mit einem Marsch zur Kirche, dann um 10 Uhr Einweihung der Kirche und Festmesse, anschließend Frühschoppen. Nachmittags um 3 Uhr wurde in Franz Wagners Gartensalon ein Kaiser-Jubilaeums Festspiel der Pernitzer Schulkinder aufgeführt. Am Abend um 7 Uhr ging noch ein Festzug mit Musik durch den Ort, vorbei am Haus des Bürgermeisters Anton Hensler.

  • Veröffentlicht am April 1, 2024 9:17 am
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    Die Pfarre Pernitz im Vormärz Am 29. Dezember des Jahres 1802 gelangte der Reiseschriftsteller Joseph Carl Wagner nach Pernitz und notierte: Dieses war der unreinste unter allen bisher gesehenen Orten; es war nicht nur die Strasse sehr kothig, obwohl rund herum alles trocken war, sondern auch die Häuser ziehmlich schlecht, und schmutzig; Unreinlichkeit blickte aus allen, sogar an den Gesichtern der Bewohner vermißte man selbe nicht. Doch das ebend begonnene Jahrhundert würde große Veränderungen mit sich bringen. Schon bald schilderten die Besucher den Ort freundlicher: So schrieb Joseph August Schultes 1807: Die gut gebauten Häuser dieses kleinen Oertchens stechen gar sehr von den ärmlichen hölernen Hütten ab, die man von Wopfing bis hierher an der Straße sah. Franz Xaver Joseph Schweickhardt vermerkte um 1837: Der wohlgeformte Ort liegt in einem sehr schönen länglichen Thale, in einer wahrhaft romantischen Gegend, die durch die vielen malerischen Gebirgsgruppen außerordentlich verschönert, und daher von vielen Freunden der Natur zur Sommerzeit besucht wird. Und 1842 schrieb Friedrich Koch: Ringsumgeben von schöngeformten, reichbewaldeten Bergen liegt dann plötzlich vor den Augen des Wanderers das freundliche Dorf Pernitz mitten in einer Fülle üppiger, mit herrlich duftenden Blumen besäeten Wiesen und Felder …  Der Unterschied dieser Schilderungen ist nicht nur auf jahreszeitlich bedingte Wahrnehmung zurückzuführen, sondern auch auf eine Entwicklung, welche der Ort zweifellos genommen hatte. Ermöglicht wurde diese durch vergleichsweise ruhige Zeiten. Die letzten ungebetenen Gäste im Tal waren französische Truppen, die 1805 und 1809 im Zuge der Napoleonischen Kriege die Gegend ausplünderten. Danach begann eine Zeit des Friedens. Ob Österreich jetzt ein Kaisertum war oder ob das Heilige Römische Reich Deutscher Nation erloschen war, das alles kümmerte die Waldbauern wenig. Viel unmittelbarere Auswirkungen auf sie hatte der Bau neuer Straßen. 1808 wurde durch das Militär, das auch in Pernitz monatelang Quatier bezog, die Commercialstraße, die heutige B21, angelegt. 1826/1827 wurde eine richtige Straße über den Hals nach Pottenstein gebaut, wo früher nur ein gefährlicher Fahrweg für leichte Fuhrwerke bestand. Drei Jahre später regulierte man den Kalten Gang zwischen Gutenstein und der Neusidler Sägemühle. Jahrhundertelang hatte die wilde Natur der LAndschaft die Menschen geprägt, nun kehrte sich dieses Verhältnis um: Während man um 1800 noch von Opfern durch Wölfe hörte, wurde 1832 durch den Fabriksbesitzer Fischer aus St. Egyd der letzte Bär erlegt und im Jahr 1866 wurde auf der Mandling der letzte Wolf in Niederösterreich geschossen. Die Wälder waren mit einem Schlag ein gutes Stück heller geworden. Durch die bessere Straßenanbindung siedelten sich im Piestingtal neue Industriebetriebe an. Neben Holz und Holzkohle wurde nun auch Kiefernharz zu einem wichtigen Handelsgut, 1810 wurde in Pernitz eine Pechsiederei eröffnet. Das wildromantische Piestingtal aber entsprach ganz dem Geschmack der Zeit des Biedermeier. Reiseschriftsteller aus der Stadt wagten sich weit in die Wildniss vor und brachten exotische Berichte von den Eingeborenen mit nach Hause: Ueberhaupt scheint Armuth und Noth mit ihrer Schwester Unwissenheit so ziemlich schwer auf die Bewohnerdes Thalweges von Starhemberg bis Pernitz zu drücken. … Man sieht auch hier schon Männer und Weiber mit dicken Hälsen und deutlichen Spuren von Blödsinn. Diese Berichte führten ebendso zu einem gesteigerten touristischen Interesse wie die Tatsache, dass auch Prominenz das Tal besuchte: Schon 1801 hatten Ihre Majestäten Kaiser Franz II. und Maria Theresia (von Neapel-Sizilien) die Myrafälle von Muggendorf bewundert. 1834 erwarb der Beliebte Volksschauspieler und Dichter Ferdinand Raimund eine Villa bei Pernitz und trug damit ebenso zur Bekanntheit der Gegend bei wie die in Miesenbach beheimateten Landschaftsmaler Jakob, Carl und Friedrich Gauermann. Die Siedlungen wuchsen. Um 1830 wird folgende Statistik aufgenommen: Feuchtenbach, 32 Häuser, 249 Personen; Neusiedl, 33 Häuser, 163 Personen; Pernitz, 41 Häuser, 256 Personen; Mukendorf, 24 Häuser, 202 Personen; Kreith (Pfarre Furth), 12 Häuser, 101 Personen. Die Herrschaftsverhältnisse waren kompliziert. Von den 41 Häusern von Pernitz etwa gehörten 3 der Herrschaft Enesfeld, 4 der Herrschaft Klein-Mariazell, 8 der Herrschaft Hernstein und 9 waren der Herrschaft Gutenstein dienstbar. Zu dieser Zeit war der Pfarrer von Pernitz Josef Hofmann(1818–1831, Dechant ab 1827), ein Reformer, der sich theologisch an protestantischen Ideen orientierte. Er bekämpfte die Verehrung des Maria Landshuter Altars (mit einer Kopie des Gnadenbildes von Maria Loreto) in der Pernitzer Kirche als Aberglaube, trat gegen bestimmte Andachten auf, vernachlässigte die Beichte und zündete das Ewige Licht aus Sparsamkeit nur noch sonntags an. Bei der Bevölkerung kam er damit nicht gut an, wie ein Eintrag seines Nachfolgers in der Pfarrchronik beweist: Will man seine Pfarrkinder zu Hause behalten, so soll sich der Pfarrer angelegen sein lassen, den Gottesdienst zur bestimmten Zeit und pünktlich abzuhalten, eindringender seinen Vortrag machen, den Schullehrer zur Abhaltung der Chormusik verhalten, selbst aber von der Flamme der Andacht ergriffen seyn, und das H. Sakrament der Buße unverdrossen ausspenden. Wenn man aber die Pfarrkinder mit einer luftigen Segenmesse abspeiset, und sie zur Beicht nach Gutenstein schickt, so ist es kein Wunder, wenn der noch bessere und eifrigere Theil der Pfarrgemeinschaft sich anderwärtig um Hilfe umsieht, um seine Bedürfnisse zu befriedigen. Kein Wunder ist es daher, wenn an den hohen Festen die Pfarrkirche halb leer bleibt. Im Jahr 1831 kam als neuer Pfarrer Nikolaus Gaal von Gyula. Er musste binnen kürzester Zeit von Schwarzenbach nach Pernitz übersiedeln, weil er sonst durch die Quarantänebestimmungen möglicherweise nicht mehr dazu in der Lage gewesen wäre. Die Cholera ging um und strenge Gesetzte waren zur Kontrolle dieser Seuche erlassen worden, die, wie man sagte, aus Asien stammte und in Ungarn bereits 100.000 Opfer gefordert hatte. Niemand durfte ohne Pass den Kordon der Quarantänegebiete passieren, wer es doch wagte, wurde erschossen. Symtome einer Erkrankung mussten sofort gemeldet werden. Die Kranken wurden in Krankenhäuser und Notspitälern verlegt, auch eigene Friedhöfe sollten errichtet werden, wo doe Opfer schnell und ohne Seelenamt oder kirchliche Einsegnung beigesetzt werden konnten. Die Ärzte sollten zum Schutz vor Ansteckung mit Kleidung aus Wachstuch arbeiten, die Priester die Wegzehrung mit einem Löffelchen und das hl. Öl mit einem Stäbchen darreichen. Pfarrer Gyula schreibt: mit einem Worte: alle möglichen Vorsichtsmaßregeln, die öfters an das Lächerliche gränzten, waren angewandt, um dieser Seuche vor dem Einbruch nach Österreich zu wehren; doch half alle Anstrengung, menschliche Weisheit und Vorsicht nicht … Im August 1832 ergriff die Cholere Pernitz. Die Erkrankten lebten nach dem Ausbruch kaum länger als einen Tag. Wenige genasen von dieser Krankheit; die angewandte ärztliche Hilfe war fast vergeben. Für die Aufnahme der Kranken wurde das Halterhaus in der Haltergasse bestimmt. Für die vorgeschriebene Errichtung einesCholerafriedhofs wollte niemand aus der Gemeinde ein Grundstück hergeben, so widmete der Pfarrer das Eck des Kohlwiesenackers am Fuß des Sebastianiberges. Doch es kam nicht dazu. In der Pfarre pflegten die Angehörigendie Kranken zu Hause und die Toten wurden am gewöhnlichen Friedhof beigesetzt. Bis zum Oktober starben 37 Pfarrkinder. Michel Berger, Knecht in der Kohlhofmühle, Amt Neusiedl № 1, ein untersetzter, junger rüstiger herzhafter Bursch, der keine Scheu gegen diese Krankheit hatte (denn man behauptete, daß Scheu und Furcht diese Krankheit bewirken) war der letzte, welche dieser Würgeengel mordete. In diesen bedrängten Tagen gab es Tag und NAcht keine Ruhe, ich und mein H. Cooperator Anton Schießl waren immer mit Versehgängen oder Krankenbesuchen beschäftigt, … Der Herr sey der wenigen und schwachen Arbeit seiner unnützen Knechte, deren Geist zwar willig ist, am Tag der Vergeltung eingedenk! In diesem Jahr nahm die Cholera von hier und von allen österreichischen Staaten ihren Abschied, und durchzog fast alle Länder Europas, in welchen größtenteilsGährung, Verschwörung, Absetzung rechtmäßiger Könige, Wegwerfung alter Verfassungen in Gange waren. Alle erleuchtete [sic!] Christen betrachteten selbe als eine Heimsuchung und eine gerechte Straft des erzürnenden Gottes über die entartete Menschheit. Unter dem Eindruck dieser Ereignisse, so berichtet der Pfarrer, besuchten die Gläubigen fleißig das Haus Gottes. Im selben Jahr wurde auch eine Christenlehre in Thal und Feichtenbach eingeführt, um jene zu erreichen, die wegen der großen Entfernung nicht in die Kirche kamen, und auch um der Unwissenheit und Zügellosigkeit der Jugend entgegen zu wirken.’Interessant ist, dass der Pfarrer die revolutionäre Stimmung in Europa festhilt. Auch im Kaisertum Österreich blieben Probleme wie das alte Feudalsystem, die Not der aufkommenden Arbeiterschaft, die Forderungen der Bürger und Studenten nach Pressefreiheit und mehr Mitbestimmung ungelöst und führten zu zunehmenden Spannungen mit dem Metternichschen System, die sich im März 1848 in Form einer Revulotion entluden. Diese brachte zwar nicht wie von manchen erhofft das Ende der Monarchie, doch eine Reihe wesentlicher Veränderungen. Die Bauern waren „befreit“, sie waren nicht länger Untertaneneines Grundherrn, sondern zahlten von nun an Steuern an das Steueramt in Gutenstein. Auch die Gerichtsbarkeit ging vom Grundherrn auf den Staat über. Die Gemeinden wurden freie, autonome Körperschaften. Im Jahr 1850 vereinigten sich unter dem letzten Richter von Pernitz, Mathias Hollinger, Pernitz und Feichtenbach zur Ortsgemeinschaft Pernitz.

  • Veröffentlicht am April 1, 2024 9:16 am
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    Abermals Pest – und endlich Frieden Zu Beginn des 18. Jh. drangen die ungarischen Kuruzen mehrmals bis ins Wiener Becken vor, bevor ihr Aufstand im Jahr 1711 niedergeschlagen werden konnte. Für die Kleindenkmalforschung ist ein kirchliches Rundschreiben interessant, das Anfang des Jahres 1710 an alle Pfarren der Diözese Passau erging und verlangte, bei der Errichtung neuer Stiftungen auf Reversalien zu Bestehen das sind Urkunden, mit denen sich der Stifter für die dauernde Erhaltung der Stiftung verpflichtet und dazu meist die Einkünfte aus einem bestimmten agrarischen Grundstück einsetzt. Im Jahr 1713 suchte ein letztes Mal eine große Pestepidemie Österreich heim. In Wien wurden die Schulen geschlossen, Predigten in der Kirche und jegliche große Menschenansammlungen verboten. Aufgrund der Vorbereitungsmaßnahmen und der guten Ernährungslage der Bevölkerung waren bei dieser Epidemie relativ wenig Opfer zu beklagen (nicht mehr als 9000). Im Umland dürfte die Sterblichkeit aber höher gewesen sein. Hart traf es etwa den Vorort Sievering. Zu dieser Zeit dürfte die Wallfahrt der Sieveringer auf den Pernitzer Sebastianikogel entstanden oder erneuert worden sein. Kaiser Karl VI., der mit seiner Familie in der Stadt ausgeharrt hatte, ließ zum Dank seinem Namenspatron, dem Pestheiligen Karl Borromäus, die Karlskirche erbauen. Die Pernitzer gelobten eine jährliche Wallfahrt nach Mariazell (rund um den 29. Juni) und blieben, den Sterbematriken zufolge, vom Schlimmsten verschont. Nach dieser Prüfung aber begann eine lange Zeitperiode, in der die Menschen relativ friedlich leben konnten. Ein großes Unglück hatte sich jedoch am 25. Mai 1708 ereignet, als um 9 Uhr Abend auf dem Mariahilfberg ein Feuer ausbrach, das die Kirche schwer beschädigte. Das Gnadenbild, der Baum, an dem das Bild einst gehangen war und die Hirnschale des hl. Papstes Gregor I. blieben jedoch unversehrt. Auf Betreiben der Herrschaft wurde die Kirche bis 1727 neu errichtet und gleichzeitig vergrößert. Mit der Sonntagspflicht nahm man es damals genau, das zeigt eine Begebenheit aus dem Jahr 1715: Thoma L. aus Muggendorf hatte mit seiner Frau übel gehaust, war hoch verschuldet und galt als renitent und gefährlich. Als er als junger und gesunder Mann an drei aufeinanderfolgenden Feiertagen der Kirche fernblieb, ließ ihn die Herrschaft Merkenstein zu den Soldaten zwangsrekrutieren. Am 1. Juni 1722 wurde das kirchlich bis dahin bedeutungslose Wien mit der Bulle Suprema dispositione durch Papst Innozenz XIII. in den Rang einer Erzdiözese erhoben. So ging in der Folge (1729) das Dekanat Pottenstein samt der Pfarre Pernitz von der Diözese Passau an das Erbistum Wien über. Noch einmal versuchte im Jahr 1737 der Graf von Hoyos das Vogtei- und Lehensrecht über die Pfarre Pernitz zu erlangen, aber auch dieses Mal war er dabei nicht erfolgreich. Die Pernitzer Pfarrkirche war inzwischen renovierungsbedürftig, dodass der Abt von Neuberg 1743 das Kirchenschiff verlängern ließ. Schon zuvor hatten sich die Bewohner von Muggendorf und Thal gewünscht, ebenfalls die Gottesdienste in Pernitz besuchen zu dürften. Der Weg zu der für sie zuständigen Kirche in Furth (Pfarre Pottenstein) betrug drei bis vier Stunden und war wegen der sehr steinigen Gebürden insbesondere im Winter oft ungangbar, sodass Kinder nicht zur Taufe gelangten und viele Kranke ohne die heiligen Sakramente  versterben mussten. Nach langen Verhandlungen wurden im Jahr 1761 mit Erlass Kardinal Migazzis 27 Häuser (2 in Atz, 8 in Thal, 8 in Purbach, 8 in Muggendorf, 1 in Mariathal) aus der Pfarre Pottenstein herausgelöst und, verbunden mit vielen Auflagen, der Pfarre Pernitz inkorporiert. Für den Pfarrer bedeutete das eine erhebliche Ausweitung seiner seelsorglichen Verpflichtungen. Wie in den vergangenen Jahrhunderten lebten die Waldbauern der Gegend in erster Linie von der Horzwirtschaft, wobei die Köhlerei immer bedeutsamer wurde, als sich im Wiener Becken eine metalverarbeitende Industrie herauszubilden begann. In tagelangen Ausfahrten brachten die Bauern die Ware bis nach Wien, Ungarn und Siebenbürgen. Dabei lernten sie im Jahr 1762 erstaund eine neue Erfindung kennen: Geld aus Papier! Im Jahr 1773 begann P. Ferdinand Hauzenberger mit einer Abschrift des Schenkungsbriefes von 1446 (mit dem das Stift Neuberg die Pfarre Hernstein und damit Pernitz übernahm) die Pernitzer Pfarrchronik. Eine Besonderheit des Gesellschaftslebens der Barockzeit waren die im Zuge der Gegenreformen entstandenen religiösen Bruderschaften. Die darin versammelten Laien verrichteten Werke der Frömmigkeit und Nächstenliebe und setzten kulturelle Impulse innerhalb der Gemeinde. In Pernitz gab es sogar vier solche Vereinigungen: die Bruderschaft der Immerwährenden Anbetung, die St. Sebastians-Bruderschaft, die Bruderschaft der Hl. Christenlehre und die Rosenkranz-Bruderschaft, die als einziege über größere Mittel verfügte. Die Sebastianikirche, die auch in die Liturgie des Jahreskreises eingebunden war, brachte als Ziel zahlreicher Wallfahrten viele Gäste in das Dorf. Kein Pernitzer hätte es für möglich gehalten, dass diese Zierde des Tales binnen weniger Jahre zu einer Ruine werden würde. Folgen der Josephinischen Reformen Königin Maria Theresia, die sich nicht krönen, aber sich Kaiserin nennen ließ, hatte schon in den ersten Jahren ihrer Regentschaft eine umfassende Reformpolitik verfolgt. Auf religiösem Gebiet blieb sie jedoch die längste Zeit den Zielen der Gegenreformation verpflichtet. Anders ihr Sohn Joseph II., der mit seiner Politik die Ideen der Aufklärung fördern wollte. Mit seinem Toleranzpatent brach er das Glaubensmonopol der katholischen Kirche und erlaubte Protestanten und Juden die Ausübung ihres Glaubens. Er schaffte viele Feiertage und Kirchenfeste ab, um die Produktivität zu erhöhen. Vor allem aber mussten Ordensgemeinschaften, die keinen volkswirtschaftlichen Nutzen brachten, aufgelöst werden. Von 2113 Klöstern wurden 786 aufgehoben. Rund 36.000 Ordensleute waren davon betroffen. Das eingezogene Vermögen ging in den vom Staat verwalteten Religionsfonds ein. Dieser diente fortan zur Besoldung der Priester, die so staatliche Beamte wurden. Auch Zechen, in denen Laien an der Verwendung des Kirchenvermögens teilhatten, wurden aufgehoben. Papst Pius VI. reiste 1782 persönlich nach Wien, um den Kaiser von seinen Reformen abzubringen. Der Kaiser reiste ihm entgegen, um ihn auf offenem Feld ohne Zeremoniell zu begrüßen. Pius VI. blieb für einen Monat in Wien, doch in keiner Verhandlung machte ihm der Kaiser Zugeständnisse, sodass der erste Besuch eines Papstes in Östrreich zwar ein gesellschaftliches Ereigniss war, aber politisch erfolglos blieb, da der Kaiser die Reformen nun eher noch verschärfte. Er zog die Grenzen der Pfarrspengel und Diözesen neu, um die Kirchgänge zu verkürzen und um die Verwaltung zu rationalisieren. So kamen im Jahr 1783 Katzenfurth, Schallhof, die Wippelhöfe und der Feichtenbacher Geyer (bis dahin Pfarre Grillenberg) zur Pfarre Pernitz, im Jahr darauf wurden zwei Häuser in der Oed (Quarb) aus Pernitz ausgepfarrt und nach Waldegg eingepfarrt. Auch das Kloster Neuberg, dem Pernitz so viel verdankte, wurde 1786 aufgehoben, weil es zu dieser Zeit keine Schule nachweisen konnte. Viereinhalb Jahrhunderte lang hatte die Abtei Gott und den Menschen gediehnt. Geblieben ist ein Name: Der höchste Punkt ihres ehemaligen Herrschaftsgebietes auf dem Schneeberg, wo einst ein Grenzstein stand, heißt bis heute das Klosterwappen. Der Stadtrat von Wiener Neustadt aber bekam das Patronatsrecht über sechs Pfarren, zu denen auch Pernitz zählte. 1721 war die Pfarrschule (vermutlich aus dem Pfarrhof) in ein neues Haus transferiert worden, das 1733 erweitert werden musste. Durch die Allgemeine Schulordnung von 1774 wurden die Schulen nun zu einer Staatsschule unter Einfluss der Kirche. Der letzte Conventual aus Neuberg und zugleich der erste investierte Pfarrer von Pernitz war P. Malachias Wimmer. Vieles und Merkwürdiges hat sich während der Seelenleitung des H. Pfarrers Malachias Wimmer zugetragen und doch findet sich von ihm nichts aufgezeichnet vor. Warum schweigt er? Gereichen vielleicht jene Ereignisse nicht zu seinem Ruhm? – In hoc non laudo. Deus miserratur ei! [Hierin lobe ich nicht. Gott sei ihm gnädig!] urteilt ein Nachfolger in der Pfarrchronik über Wimmer und meint damit die unrühmliche Rolle, die er bei der Entweihung und dem Abriss (1787 bzw. 1794) der den Pernitzern so teuren Sebastianikirche spielte. Die Pfarre zählte damals bereits 1095 Seelen, davon 245 in Pernitz, 154 in Muggendorf, 146 in Thal, 141 in Feichtenbach, der Rest in Brückengegend, Oed, Purbach, Atz, Lamweg, Stöcka und verschiedene Einschichten. Nach wie vor waren die bitterarmen, klimatisch benachteiligten und seelsorgerisch schwierigen Gebirgspfarren der Gegend bei den Priestern nicht sehr gefragt. So mancher, der aus dem Kloster oder aus einer Stadt in diese Verhältnisse kam, konnte sich nur schwer mit den Bedingungen abfinden. Die Gebirgsbewohner galten als moralisch schwach, engstirnig und stur. Dass sie dabei durchaus auch Bauernschläue bewiesen, zeigt ein Vorfall vom Ende des Jahrhunderts. 1799 beklagt Pf. Berhard Rögler (1793–1810), dass einige Mitglieder der Gemeinde Äcker voller Erdäpfel anbauen würden, ohne einen entsprechenden Zehent an die Pfarre abzuliefern. Der Erdapfel war in Niederösterreich damals noch eine neue Errungenschaft. Die Bauern meinten nun gegenüber dem Pfarrer, der Zehent wäre nur für das zu entrichten, was über der Erde wachse. Der Pfarrer konnterte, dass doch die Murken [Karotten] auch unter der Erde wachsen. Erst nach einer Anweisung von der Herrschaft Gutenstein kamen die Bauern ihren Pflichten nach.